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Der Rechtsstreit um das geplante Massenlogistikzentrum in der Gemeinde Ellerau geht in die nächste Runde. Die Stadt Quickborn hat eine Mikroskopische Verkehrsflusssimulation mit dem Ziel in Auftrag gegeben, die erwarteten massiven Beeinträchtigungen des Verkehrs durch eine Logistikansiedlung in der Gemeinde Ellerau zu belegen. Das innovative Verfahren eignet sich besonders, um Schwachstellen in bereits vorhandenen Straßennetzen aufzuzeigen und ihre Leistungsfähigkeit bei hinzukommenden Verkehrsströmen realistisch abzubilden. Mikroskopische Verkehrsflusssimulationen werden in der Regel bei Großbauprojekten der verkehrlichen Infrastruktur eingesetzt, so zum Beispiel beim sechsstreifigen Ausbau der A1.
Ein Rückblick: Bereits im Frühjahr 2023 hat die Stadt Quickborn Widerspruch gegen die der Firma Hillwood durch den Kreis Segeberg erteilte Baugenehmigung zur Errichtung eines überdimensionierten Massenlogistikzentrums in der Werner-von-Siemens-Straße in Ellerau eingelegt. Die entsprechende Baugenehmigung sollte der Firma Hillwood bis zu 1.600 An- und Abfahrten von LKW über Quickborner Stadtgebiet ermöglichen. Die Stadt Quickborn hatte in diesem Zusammenhang einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz vor dem Verwaltungsgericht Schleswig mit dem Ziel gestellt, die Abrissarbeiten auf dem zukünftigen Hillwood-Gelände zu stoppen, bis über den Widerspruch entschieden wurde. Dieser Antrag wurde Anfang Februar 2024 abgelehnt. Hiergegen hat die Stadt Quickborn vor dem Oberverwaltungsgericht Schleswig am 6. März fristgerecht Beschwerde eingelegt. Ihrer Beschwerde hat die Stadt Quickborn zusätzlich ein unabhängiges Sicherheitsgutachten beigefügt. Außerdem hat die Stadt Quickborn das Gericht darüber informiert, dass sie eine Mikroskopische Verkehrsflusssimulation beauftragt hat und dieses spezielle Gutachten zeitnah nachreichen wird.
„Die prognostizierten Verkehrsbelastungen und die Zunahme des Schwerlastverkehrs werden die Gesamtsituation für den Radverkehr auf der Bahnstraße direkt und durch Verdrängung des Radverkehrs auf die Nebenanlagen indirekt auch für den Fußverkehr verschlechtern“, heißt es in dem unabhängigen Sicherheitsaudit, das die Stadt Quickborn dem Oberverwaltungsgericht zugeleitet hat. Und weiter. „Durch die unverträglichen Nutzungen werden Konflikte auf der Fahrbahn und der Nebenanlage entstehen und Unfälle werden begünstigt. Besonders schutzbedürftige Personengruppen können bereits heute im Bestand und insbesondere auch künftig die Verkehrsanlagen nicht barrierefrei und nicht sicher nutzen.“
„Das Sicherheitsgutachten zeigt ganz deutlich auf, welche Gefahren von der geplanten Hillwood-Ansiedlung für unsere Bürgerinnen und Bürger ausgehen“, bestätigt Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann. „Am 20. Dezember 2023 konnte sich schon Wirtschaftsminister Claus Ruhe persönlich davon überzeugen, wie heikel sich die Situation bereits heute darstellt – für das Gericht haben wir jetzt auch noch einmal nachgelegt. Neben dem Sicherheitsaudit und der Beauftragung einer sogenannten Verkehrsflusssimulation haben wir ein Video eingereicht, das binnen weniger Stunden gedreht wurde und die gesamte Bandbreite möglicher kritischer Situationen im Bereich des Bahnüberganges erfasst. Dieses Video zeigt, dass auch immer wieder Schulkinder in Gefahrensituationen involviert sind. Ich hoffe sehr, dass das Oberverwaltungsgericht nach Sichtung unserer Unterlagen im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürger entscheiden wird.“
Der Tipp für das neuartige Simulationsverfahren stammt übrigens direkt aus dem Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein. In ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Quickborner Landtagsabgeordneten Annabell Krämer erklärt die Landesregierung, dass das Hillwood-Gutachten des Kreises Segeberg nicht den gängigen Standards entspricht. Außerdem lägen dem Land aus Vor-Ort-Betrachtungen und eigenen Erfahrungen Kenntnisse eines bereits heute gestörten Verkehrsablaufes im Bereich der Bahnstraße und des Bahnüberganges Tanneneck vor. Um die Leistungsfähigkeit des Straßennetzes um das geplante Massenlogistikzentrum bewerten zu können, so das Wirtschaftsministerium, sollte „eher oder ergänzend“ ein alternatives Verfahren wie beispielsweise die Mikroskopische Verkehrsflusssimulation zur Anwendung kommen. Diese Form des Verkehrsgutachtens hat die Stadt Quickborn binnen weniger Tage in enger Abstimmung mit der Quickborner Politik beauftragt.
Mit Blick auf das geplante Massenlogistikzentrum der Firma Hillwood dient die Mikroskopische Verkehrsflusssimulation insbesondere der Überprüfung der Auswirkungen des zusätzlichen Schwerlastverkehrs auf angrenzende Verkehrsknotenpunkte. Hierzu werden die vier betroffene Verkehrsknotenpunkte Buchenweg/Bahnstraße am AKN Bahnhof Tanneneck, Bahnstraße/Friedrichsgaber Straße, Berliner Damm/Bahnstraße/Ellerauer Straße inklusive des Bahnübergangs der AKN und Friedrichsgaber Straße/Pascalstraße/Anschlussstelle A7 in Fahrtrichtung Hamburg im Rahmen einer Verkehrssimulation in Verbindung gesetzt und die Auswirkungen des zusätzlichen Schwerlastverkehrs auf das Straßennetz simuliert.
Quickborner Schülerinnen und Schülern sorgen sich um ihre Sicherheit
Inzwischen ist das Thema Hillwood auch in den Quickborner Schulen angekommen. Mit der Frage „Hast Du schon von den 1.500 LKW gehört, die täglich durch Quickborn-Heide fahren sollen?“ hat die achtjährige Smilla eine Protestaktion ins Leben gerufen, in dessen Rahmen betroffene Schülerinnen und Schüler ihren Sorgen in Form von selbstgemalten Bildern Ausdruck verleihen sollen. Die Ergebnisse ihrer Aktion hat die Schülerin der Waldschule, die gemeinsam mit ihren Eltern direkt an der Bahnstraße lebt, der Stadt Quickborn zukommen lassen.
„Die Bilder der Schülerinnen und Schüler sprechen eine eindeutige Sprache“, erklärt Quickborns Stadtsprecher Helge Tiemann. „Es sind nicht nur die betroffenen Eltern, die sich sorgen und regelmäßig an uns wenden. Auch unter Schülerinnen und Schülern ist das geplante Logistikzentrum ein Thema. Immer öfter erreichen uns Hilferufe von denjenigen Bürgerinnen und Bürgern, die die Situation auf den Straßen rund um das Ellerauer Gewerbegebiet aus eigener Erfahrung wohl am besten einschätzen können.“
Quickborn, 16.05.2024
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